Gesundheitsrisiko für Kinder durch Weichmacher in Kindertagesstätten

Wenn Plastik Kinder krank macht

Kindertagesstätten mit Weichmachern belastet – Zwei Kitas aus dem Wahlkreis Aalen/Heidenheim ließen sich testen

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat den Staub von mehr als 200 Kindertagesstätten bundesweit auf so genannte Weichmacher hin untersucht. Die Laboranalysen beweisen, dass die Kitas im Durchschnitt dreimal höher mit Weichmachern belastet sind als normale Haushalte. Auch zwei Kitas aus dem Wahlkreis Aalen/Heidenheim wurden positiv getestet.

Gegenstände aus Kunststoff gehören fest zum Alltag eines Kindes. Und das, obwohl
der kindliche Organismus besonders empfindlich auf Weichmacher reagiert, die aus
Plastikgegenständen austreten können.

Bunte Gegenstände aus Kunststoff gehören fest zum Alltag eines Kindes: Plastikspielzeug, Kugelbäder, Turnmatten, PVC-Bodenbeläge, Kunststoffgeschirr und Plastikfläschchen sind abwaschbar, bruchsicher und praktisch. Doch in manchen dieser Produkte stecken gefährliche Weichmacher.
Weichmacher gehören zu den hormonellen Schadstoffen, weil sie im Verdacht stehen, in das Hormonsystem des Menschen einzugreifen. Laut Umweltbundesamt (UBA) drohen verschiedene schädliche Wirkungen: Versuche mit Ratten haben ergeben, dass eine Aufnahme von über 37 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag zu Veränderungen in Hoden, Nieren und Leber geführt hat.
Langzeituntersuchungen über die Auswirkungen auf Menschen existieren derzeit noch nicht. Bei Kindern sei laut UBA zu berücksichtigen, dass sie besonders empfindlich auf fortpflanzungsgefährdende Substanzen reagierten, da sich ihr Organismus noch in der Entwicklung befindet. Dr. Johannes Bonanati, Kinderarzt aus Aalen, stuft Weichmacher im kindlichen Körper „auf jeden Fall als gesundheitsschädlich“ ein. Während der Einsatz verschiedener Weichmacher in Spielzeug bereits verboten ist, dürfen sie in den meisten anderen Produkten weiterhin eingesetzt werden. Sie enthalten Giftstoffe, die nach und nach ausgasen und sich in der Raumluft und im Staub anreichern.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat nun im Rahmen einer Studie Staubproben von mehr als 200 Kindertagesstätten aus ganz Deutschland auf diese Schadstoffe hin analysiert.
Die Laboranalysen zeigen, dass die Kitas im Durchschnitt dreimal höher mit Weichmachern belastet sind als normale Haushalte. Enthält der Staub eines normalen Haushalts im Schnitt 656 Milligramm Weichmacher pro Kilogramm, wurden im Kitastaub im Schnitt 2012 mg pro Kilogramm nachgewiesen. In einer Tagesstätte wurde sogar der Spitzenwert von 13 330 mg des Schadstoffs pro Kilogramm gemessen. Die Ergebnisse bestätigen Messungen unter anderem des UBA. Die duldbare tägliche Aufnahme beispielsweise des Weichmachers DEHP beträgt bei Kindern 0,05 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. In den Kitas wurde der Spitzenwert von 0,13 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht gemessen.
Als Ursache für die hohe Belastung der Kitas mit Weichmachern sieht BUND-Regionalgeschäftsführer Andreas Mooslehner vor allem Einrichtungsgegenstände aus Weich-PVC. Hierzu zählt er PVC-Fußböden, Vinyltapeten, Turnmatten, Tischdecken aus Plastik und Möbelüberzüge aus Kunstleder. Auch in der Region sind Kindertagesstätten mit gesundheitsschädlichen Weichmachern belastet. Die interaktive Karte der BUND-Homepage zeigt für den Wahlkreis Aalen/Heidenheim zwei Treffer an: „Der BUND kann aus Datenschutzgründen keine Informationen über die konkreten Standorte der Kindergärten herausgeben“, sagt Andreas Mooslehner. Es gehe auch nicht darum, einzelne Kindergärten an den Pranger zu stellen: „Da in den getesteten Kindergärten ein positives Testergebnis zu Sofortmaßnahmen führt, die die Belastung verringern, sehe ich persönlich eher ein Problem in Einrichtungen, die nicht für dieses Thema sensibilisiert sind.“ Claudia Fröhlich, Kindergartenbeauftragte der katholischen Kirchengemeinde Aalen, ist nichts darüber bekannt, dass sich Kitas unter katholischer Trägerschaft an der Studie beteiligt hätten. „Wir setzen uns aber durchaus kritisch mit diesem Thema auseinander“, betont sie. Es werde versucht, die Hinweise vom BUND zu befolgen. Vor allem bei der Sanierung von Räumen werde sehr auf die neu eingesetzten Materialien geachtet. „Bei Anschaffungen gilt: Die Gesundheit und Sicherheit der Kinder steht für uns an oberster Stelle.“ Ralf Drescher, Dekan der evangelischen Kirchengemeinde Aalen, ist kein konkreter Fall unter evangelischer Trägerschaft bekannt. „Gesetzt den Fall, würden wir die Sache ganz sicher sehr ernst nehmen.“
Laut Uta Singer, Pressesprecherin der Stadt Aalen, waren unter den getesteten Kindertagesstätten keine städtischen Kitas: „Die Problematik ist uns als Träger von Kindertagesstätten durchaus bewusst.“ Bei der Ausstattung der städtischen Kitas werde sehr viel Wert auf Marken- und zertifizierte Ware gelegt. „Wir versuchen, überall wo es möglich ist, auf Linoleum, Kautschuk oder Fliesen als Bodenbeläge auszuweichen“, erklärt sie. Zudem sei jedes eingesetzte Material mit einem Datenblatt versehen, aus dem alle enthaltenen Stoffe ersichtlich seien. Ihrer Meinung nach ist die Politik gefragt, mehr Druck auf die Industrie auszuüben: „Produkte, die solche Stoffe enthalten, sollten erst gar nicht hergestellt werden dürfen.“
Der BUND Ostwürttemberg forderte nun mit dem Ergebnis der Studie den CDU-Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter auf, sich bei Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) für ein Verbot von Weichmachern in kindernahen Produkten einzusetzen. Auf ein solches Verbot müssen Eltern laut aktuellem Stand noch vier Jahre warten: Ab 2015 schreibt das europäische Chemikalienrecht zumindest für drei Phthalate eine Zulassungspflicht vor, teilt das UBA mit. Jegliche Verwendung dieser Stoffe müsse dann bei der Europäischen Chemikalienagentur einzeln beantragt werden. Bis dahin empfiehlt das UBA einen Umstieg auf alternative Produkte mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“.

Quelle: Schwäbische Post 06.10.2011

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Vormarsch für die Kennzeichnung von Gentechnik-Lebensmitteln in den USA

Mit einem Right2Know-March von New York nach Washington soll eine Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel auf die politische Tagesordnung in den USA gesetzt werden.
Veranstalter ist ein Bündnis aus Umwelt- und Verbraucherorganisationen sowie mehreren Öko-Unternehmen. Doch selbst in der Organic Food-Branche ist man über die „europäische“ Anti-Gentechnik-Kampagne alles andere als erfreut.

Der Right2know-March ist ein Import aus Deutschland. Unter dem Motto Genfrei Gehen marschierte Josef Wilhelm, „Biopionier“ und Vorstand des Öko-Konzerns Rapunzel öffentlichkeitswirksam bereits nach Berlin und Brüssel. Nun will er sich auch in den USA für eine „gentechnikfreie Zukunft“ einsetzen.

Finanziert von Rapunzel – und weiteren deutschen und amerikanischen Öko-Unternehmen – zieht der Right2know March von New York nach Washington, wo am 16. Oktober eine Schlusskundgebung stattfindet. Mit dabei: die in der deutschen Anti-Gentechnik-Bewegung bekannt gewordene Inderin Vandana Shiva und der kanadische Landwirt Percy Schmeiser.

Der Zeitpunkt ist nicht schlecht gewählt, denn die Forderung nach Kennzeichnung für GM Food wird auch in den USA immer lauter. Seit fünfzehn Jahren werden dort gentechnisch veränderte Pflanzen großflächig angebaut. Bei Sojabohnen, Mais, Baumwolle und zuletzt auch Zuckerrüben haben sich gv-Sorten in der Landwirtschaft nahezu flächendeckend durchgesetzt. Dennoch trafen Forderungen nach einer umfassenden Gentechnik-Kennzeichnung nach europäischem Muster bisher kaum auf Resonanz.

Die amerikanische Lebensmittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) hält am Grundsatz einer strikt produktbezogenen Kennzeichnung fest: Ein Hinweis auf dem Etikett sei nur dann gerechtfertigt, wenn eine Gentechnik-Anwendung bei einem Lebensmittel zu veränderten Inhaltsstoffen oder Eigenschaften geführt habe. Eine prozessbezogene Kennzeichnung bei stofflich im wesentlichen unveränderten Produkten – wie bei nahezu allen derzeit angebauten gv-Pflanzen – lehnt die FDA weiterhin als „unwissenschaftlich“ und „irreführend“ ab.

Erst als im letzten Jahr die FDA über die Zulassung von Lebensmitteln aus gv-Lachs zu entscheiden hatte, berichteten auch die Medien verstärkt über GM Food. In Kürze steht die Freigabe von gv-Zuckermais bevor, der ebenfalls unmittelbar als Lebensmittel verzehrt würde. Die zunehmende Verunsicherung vieler Verbraucher in den USA nutzen nun viele Umwelt- und Verbraucherorganisationen, die Forderung nach Kennzeichnung weiter zu popularisieren. In Kalifornien ist gerade eine Unterschriften-Kampagne angelaufen mit dem Ziel, mit den US-Wahlen im November 2012 auch über eine verpflichtende Gentechnik-Kennzeichnung abstimmen zu lassen.

Auch die aktuelle Kampagne um den Right2Know March versucht, eine „europäische“ Kennzeichnung durchzusetzen. Jeder habe ein Recht darauf, „zu wissen, was er isst“. Dann, so Ronnie Cummins von der Organic Consumers Association in einem Video-Spot, hätten auch die Verbraucher in den USA „Wahlfreiheit“ und könnten wie in Europa Gentechnik-Lebensmittel vom Markt verschwinden lassen. Die Konsumenten sollten sich weigern, „Versuchskaninchen“ für die Agro- und Lebensmittelkonzerne zu sein.

Doch dieser radikale Anti-Gentechnik-Kurs ist auch im wachsenden Bio-Sektor der USA nicht unumstritten. So wird der Right2Know March vor allem von kleinen Bioläden und Kooperativen unterstützt, während die großen Handelsketten wie Whole Foods eher auf Distanz gehen. In Internet-Blogs beschwerten sich Aktivisten, dass sich Whole Foods weigere, seine Läden für Veranstaltungen zur Kennzeichnungs-Kampagne in Kalifornien zur Verfügung zu stellen.

Da der Anbau von gv-Mais in den USA die Regel ist, enthalten auch Futtermittel für die ökologische Milch- und Fleischerzeugung GVO-Anteile bis zu zwei Prozent. Eine kompromisslose Anti-Gentechnik-Kampagne, so die Befürchtungen aus der Organic-Food Branche, könne bei den Verbrauchern Erwartungen wecken, die realistischerweise nicht mehr zu erfüllen seien. Damit, so Charles Benbrook, leitender Wissenschaftler beim Organic Center und auch in Europa für seine Kritik an der Gentechnik bekannt, würde „das Vertrauen untergraben, das immer mehr Verbraucher zu Organic Food aufgebaut haben.“

Und auch das Non GMO Project, zu dem sich große Teile der Organic Food Branche zusammengeschlossen haben, stellt in einer öffentlichen Erklärung klar, dass der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) im Herstellungsprozess zwar strikt verboten sei, jedoch keine „Garantie für 100-prozentige GVO-Freiheit übernommen werden könne. GVO-Verunreinigungen könnten minimiert, aber nicht ausgeschlossen werden.

Anders als die Anti-Gentechnik-Bewegung in Europa geht die amerikanische Öko-Branche davon aus, dass eine Koexistenz zwischen konventioneller Landwirtschaft – in der Regel mit Gentechnik – und ökologischer Erzeugung möglich ist.

Quelle: proplanta.de

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Staudammprojekt gegen den Willen des Volkes nimmt eine überraschende Wende

In Birma ist ein von China unterstütztes Staudammprojekt gestoppt worden. Als Grund dafür gab der birmanische Präsident Thein Sein an, dass das Staudammprojekt gegen den Willen des Volkes sei. Auch Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi sprach sich gegen den Weiterbau aus, da der Staudamm die Umsiedlung zahlreicher Menschen forderte und der Ökologie des Flusses enorm schade.
Birma hat ein von China unterstütztes Staudammprojekt im Norden des Landes gestoppt. Der Bau des umgerechnet rund 2,6 Milliarden Euro teuren Myitsone-Damms im Staat Kachin werde beendet, weil „er gegen den Willen des Volkes ist“, teilte der birmanische Präsident Thein Sein in einer am Freitag im Parlament verlesenen Erklärung mit. Es war zunächst nicht klar, wann und wie das Projekt gestoppt werden könnte.

Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi hatte mit Umweltschützern und Minderheitenorganisationen eine Überprüfung des Vorhabens am größten Fluss des Landes, dem Irrawaddy, gefordert. Nach ihrer Einschätzung würde der Staudamm viele Bewohner von Dörfern der Region entwurzeln und der Ökologie des Flusses als wichtiger Nahrungsquelle schaden. Hinzu kommt, dass 90 Prozent der vom Myitsone-Damm erzeugten Energie nach Regierungsangaben ins benachbarte China exportiert werden sollten. Derweil hat der Großteil der Birmaner gar keinen Strom.
Die Ankündigung des Präsidenten stellt eine überraschende Wendung der Regierungspolitik dar. Anfang des Monats hatte Energieminister Zaw Min noch mitgeteilt, das Projekt werde trotz des wachsenden Widerstands fortgesetzt.

Quelle: ONLINE FOCUS

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Positive Nachricht aus China: Gentechnisch veränderter Reisanbau wird zunächst ausgesetzt.

China: Kein Gentechnik-Reis in den nächsten fünf Jahren

Der kommerzielle Anbau von gentechnisch verändertem Reis wird in China wohl für fünf bis zehn Jahre ausgesetzt. Dies berichtet das chinesische Finanzmagazin Economic Observer und beruft sich dabei auf das chinesische Agrarministerium. Seit 1999 wird Gentechnik-Reis zu Versuchszwecken in China angebaut, was immer wieder zu Verunreinigungen mit herkömmlichen Reissorten führt. Reis ist in China das Hauptnahrungsmittel für 1,3 Milliarden Menschen. Die kommerzielle Einführung von Gentechnik-Reis will sich die chinesische Regierung daher offensichtlich gut überlegen. Zumal viele Patente auf gentechnisch veränderte Reissorten im Ausland liegen. Greenpeace freut sich über die Nachricht aus China und fordert die Stärkung einer nachhaltigen Landwirtschaft mit modernen Züchtungsmethoden statt Gentechnik.

Quelle: Informationsdienst Gentechnik

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Wissenschaftler untersuchen Lärmauswirkungen auf Wale und Robben

Schwerpunktheft zum Meeresnaturschutz erschienen: Überfischung hat negative Auswirkungen auf Lebensraumtypen und Arten

(ddp direct) Die Vielfalt naturschutzbezogener Themen und Aufgaben im marinen Bereich macht das neue Schwerpunktheft der Fachzeitschrift „Natur und Landschaft“ deutlich. Wissenschaftler beschreiben darin etwa die neuesten Erkenntnisse über den Einfluss von Rammgeräuschen auf das Gehör von Schweinswalen und Robben. Der Lärm entsteht bei der Gründung von Offshore-Windenergieanlagen. In den Untersuchungen wurden grundlegende Erkenntnisse zum Hörvermögen dieser Meeressäugetiere gewonnen. Erstmalig konnte ein akustischer Belastungswert für Schweinswale ermittelt und in die Genehmigungsverfahren aufgenommen werden. In der Fachveröffentlichung werden neben diesen Ergebnissen auch Schlussfolgerungen zur Vermeidung und Minimierung akustischer Belastungen dargestellt.

Die zwölf Einzelbeiträge des Schwerpunktheftes geben Einblicke in aktuelle Entwicklungen des Meeresnaturschutzes, stellen wichtige aktuelle Forschungsergebnisse vor und verdeutlichen, wie diese in die Naturschutzpraxis Eingang finden können. „Unsere Meere, und gerade auch die deutsche AWZ, die Ausschließliche Wirtschaftszone, unterliegen einer zunehmenden Nutzung: Neben der Fischerei insbesondere der Ausbau der Offshore-Windenergie, aber auch Rohstoffabbau, Kabelverlegungen und vieles mehr. Angesichts der zunehmenden anthropogenen Belastung unserer Meere haben Ansätze zu deren Vermeidung und Verringerung einen besonderen Stellenwert, wie dies auch die weiteren Beiträgen des Themenheftes deutlich machen“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.

Die deutschen Meeresgebiete von Nord- und Ostsee unterliegen einem starken Fischereidruck. Die Konsequenzen sind neben der Überfischung zahlreicher kommerziell genutzter Fischbestände erhebliche negative Auswirkungen auf die Lebensraumtypen und Arten, die gemäß FFH- und Vogelschutzrichtlinie einen besonderen Schutz genießen, so einer der Autoren. In marinen Schutzgebieten, wie den Natura 2000–Gebieten, bestehen aber nun gute Möglichkeiten, räumliche oder zeitliche Schutzmaßnahmen umzusetzen. Auch erscheinen ein grundlegendes Umdenken und eine Reform der Europäischen Fischereipolitik zur Etablierung eines langfristig nachhaltigen ökosystembasierten Konzepts für die europäische Fischerei unerlässlich. Neue rechtliche Grundlagen wie die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie sollten und können hierbei genutzt werden, um langfristig eine nachhaltigere Zukunft für Natur und Fischerei zu sichern.

Meeresschutzgebiete bieten Rückzugs- und Regenerationsräume für die marine Lebensvielfalt. Sie sind ein wichtiges Instrument, um internationale Verpflichtungen und Anforderungen des Biodiversitätsschutzes zu erfüllen. Erstmalig wurde jetzt in einem der Beiträge über Meeresschutzgebietsnetzwerke eine zusammenfassende Übersicht über die Natura 2000-Gebietskulisse in deutschen Meeresgewässern vorgelegt. Neben Daten zu Flächengrößen und Schutzgebietsstatus werden die wesentlichen Schutzgüter der Gebiete angegeben. Diese umfangreiche Liste beinhaltet 32 Natura 2000-Gebiete in den Küstengewässern und der AWZ der Nordsee und 72 Gebiete in den Küstengewässern und der AWZ der Ostsee. Die Gesamtfläche, die Deutschland zum Schutz der marinen Biodiversität ausgewiesen hat, wurden für die deutsche Nordsee mit 17.967 km² (rund 43 % der deutschen Meeresfläche) und 7.940 km² für die deutsche Ostsee (etwa 51 % der deutschen Meeresfläche) berechnet. Damit leistet Deutschland einen großen Beitrag für die marinen Schutzgebietsnetzwerke Natura 2000, des OSPAR-HELCOM-Meeresbereiches und zur Erfüllung des 2012-Zieles zum weltweiten Schutzgebietsnetz.

Das Themenheft Meeresnaturschutz richtet sich an ein breites Publikum aus Wissenschaft, Forschung und Lehre, behördlichen Naturschutz und Politik ebenso wie an meeresinteressierte Naturschützerinnen und Naturschützer.

Bezug:
Einzelexemplare können beim Verlag W. Kohlhammer bestellt werden.

Quelle: themen portal

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